Keine Begrifflichkeit wurde in der Sportwissenschaft vermutlich häufiger diskutiert als das Laktat. Fälschlicherweise hat man dabei über Jahrzehnte angenommen, dass es sich hierbei um ein Produkt mit negativen Eigenschaften handelt. Ausdrücke wie „Stoffwechselendprodukt“ fielen zu Lasten des Laktats, man versuchte es sogar für Muskelkater verantwortlich zu machen. Im Rahmen unserer Kategorie HYScience geben wir für euch wichtige Inhalte der Sportwissenschaft weiter. Heute geht es um Laktat – den Dreh- und Angelpunkt des menschlichen Metabolismus.
Die Bedeutung und vor allem die Wichtigkeit des Laktats hat in der Sportwissenschaft und Sportmedizin in den vergangenen 70 Jahren deutlich zugenommen. Ging man anfänglich davon aus, dass der Anstieg der Laktatkonzentration mit steigender Belastungsintensität die Quelle allen Übels wie der Übersäuerung, dem Belastungsabbruch und auch im Nachgang des Muskelkaters ist, ist die Wissenschaft heute weiter und schätzt die Eigenschaften des Moleküls.
Laktat wird produziert – immer!
Eines der Grundsätze, die über das Laktat seit längerem bekannt sind, ist die Tatsache, dass es immer produziert wird. Nahm man früher an, dass erst mit dem Überschreiten der anaeroben Schwelle die Produktion von Laktat einsetzt, sobald der „anaerobe Stoffwechsel beginnt“, lässt sich heute sagen, dass diese Annahme falsch ist. Die Produktion von Laktat – genau wie der Umsatz oder die Verstoffwechselung des selbigen – finden ständig und immer statt. Misst man auch in Ruhe die Laktatkonzentration, stellt man fest, dass ein geringer Wert im Bereich von 0,5-1,2 mmol/l vorhanden ist, der durch das ständige Verhältnis aus Produktion und Verstoffwechselung entsteht.
Der Grund für die Dauerproduktion ist einfach: Das Laktat ist ein hoch-energetischer Brennstoff, der für den Metabolismus des Körpers von hoher Bedeutung ist. Und das nicht nur unter Belastungen, sondern auch im Ruhezustand. So ist das Laktat unter anderem die bevorzugte Energiequelle für das wichtigste menschliche Organ: das Gehirn.