AeroFitting auf der Radrennbahn
Für mich ging es letzte Woche also mal wieder nach Büttgen, wo es eine der wenigen in Deutschland für sowas zugänglichen geschlossenen (wegen Wind) Bahnen gibt. Für mich war es das fünfte Mal auf der Bahn, als alten Hasen kann ich mich leider trotzdem nicht bezeichnen, dazu gleich noch was.
Mit mir vor Ort war Michael Richter, auf altmodisch würde man sagen Geschäftsführer von Specialized DACH sowie Jonas und Prakti Max von HYCYS, mit dem ich auch schon das letzte Mal, wenn auch schon wieder ein paar Jahre her, hier auf der Bahn war. Michael und ich kennen uns vom Zeitfahren und hatten uns diese Aktion schon im letzten Jahr nach dem KOTL vorgenommen, wo Specialized dieses und nächstes Jahr wie auch schon letztes einer der Hauptsponsoren ist. Mehr zur Altherren-Achse Richter/Baranski gibt es hier.
Bei ihm vorangegangen war am Tag davor ein Labortermin bei HYCYS, wo es um Erstanamnese und stabilen Sitz ging. Sowas hatte ich beim letzten Mal im Vorfeld auch gemacht und nur so wird ein Schuh aus der schnellen Position – wenn man stabil, ruhig und beschwerdefrei sitzt. Unangenehm sollte nachher im Wettkampf nämlich nur das Brennen in Bronchien und Beinen sein. Hierzu ging es bei ihm unter anderem hoch und runter mit dem Cockpit, was bei mir seit Jahren wie gemeißelt eingestellt ist.
Materialauswahl
Bei mir stand, wie abschließend auch noch bei Michael, das Durchtesten von diversen Einteilern und Helmen an. Speziell mit Ersterem hatte ich mich über den Winter noch voller Hoffnung eingedeckt, primär mit den tollsten Einteilern der Welt aus UK. Begonnen wurde mit einer Baseline-Messung, der zuletzt bei mir schnellsten Kombo, namentlich dem „Drone“-Helm von MET und dem Einteiler „Myth“ von den Jungs und Deerns von Ryzon aus Cologne. Das war zuletzt 2019 im Windkanal und dann beim Praxistest auf Hawaii samt Windmessrechen von Swiss Side die beste, weil am wenigsten Watt fressende Kombination. Wohlgemerkt bei mir, denn sowas ist hochindividuell. Auch wohlgemerkt: Der Myth ist ein reiner Triathlon-Einteiler mit Ärmeln nur bis kurz über dem Ellenbogen. Dagegen wurde dann diverse andere Helme getestet, etwas der „Codatronca“, auch von MET, der „Race 8“ von Uvex, ein „S-Works“ von Specialized und der „D2Z Aeroswitch“ von Endura.
Von Endura hatte ich auch den mittlerweile UCI-illegalen „D2Z“ Einteiler dabei, dann was von NoPinz, noch meinen Deutschland-Einteiler über Endura von der 2019er Weltmeisterschaft und den Bodypaint 3.0 von Castelli, der so leider nicht mehr gebaut wird.
Bevor ich zum Ergebnis komme, nochmal der Disclaimer: So etwas kann man nicht verallgemeinern und wenn euch ein Hersteller das erzählt wie „mein Einteiler ist für alle Athleten der schnellste“, dann ist das Bullshit. Es kommt immer auf das Gesamtpaket aus Fahrer, Körperbau, Position, Geschwindigkeit sowie Übergang Helm zu Körper sprich Einteiler an. Für alle Freaks: Getestet haben wir bei 47 Stundenkilometern, also eher Zeitfahr- als Triathlon-Tempo. Grob ging es dazu immer drei Minuten bei Schwellenleistung rund. Das gibt nicht nur realistische Werte, sondern auf dem Holzoval auch Stabilität und Sicherheit. Die erste halbe Stunde beim Aufwärmen mit hundert Watt weniger bin ich nämlich gefahren wie auf Eiern und wie der letzte Anfänger. Kleine Notiz an mich für das nächste Mal: Aufgewärmt wird bitte auf der Rolle.
Das Ergebnis nach einem Tag Testen: Die Baseline war die beste. Sprich alles, was danach kam, war messbar schlechter. Erstaunlicherweise auch wieder alle reinen Wunderanzüge zum Zeitfahren, in die ich teilweise alleine nicht reinkomme, weil die so eng sind. In Werten sind das bei mir zwar nur ganz wenige Watt, in absoluten Zahlen drei Watt vom besten zum „schlechtesten“ Wert, aber die will ich auch nicht mehr in den falsche Richtung durch den Auspuff blasen, wenn sonst schon alles optimiert ist. Und weil es immer so schön anschaulich klingt: Auf 40 Kilometer ist der schlechteste (NoPinz) zum besten Einteiler (dem Myth für die Triathleten) bei gleichem Helm eine halbe Minute langsamer, bei 47. Beim KOTL ist das schnell der Unterschied vom Thron zu „geh´ mal gleich an den Bierstand“.