Die Frühjahrsklassiker:
Was es braucht, um sie zu meistern.

Die Frühjahrsklassiker gelten für viele Fahrer und Fans als die Rennen der Saison. An diesem einen Tag muss alles passen, sonst ist man als Profi für einen Sieg chancenlos. Wer dagegen bei einer großen Rundfahrt erfolgreich sein will, muss versuchen, mit seinen Energiereserven drei Wochen lang gut hauszuhalten. Kein Wunder, dass es für die Eintagesrennen im Frühjahr Begriffe gibt, wie die Königin der Klassiker – so etwas majestätisches findet sich bei den Grand Tours nicht. Hinzu kommt auch, dass der Mythos der Frühjahrsklassiker sich auch durch die Unwirtlichkeit des Wetters und der Wahl der schwierigen Strecken begründet. Letzteres sind die Bühnen für die sportlichen Dramen, die sich dort abspielen: Der Wald von Arenbeg, der Poggio, die Kappelmuur und der Koppenberg – um stellvertretend nur einige zu nennen – erzeugen bei Fans und Fahrern gleichermaßen Ehrfurcht; gepaart mit Gänsehaut.

Auf die Physiologie kommt’s an

Doch was muss ein Hauptdarsteller beziehungsweise Protagonist mitbringen, um bis zum letzten Akt, dem Zieleinlauf, bei solch einem Rennen vorne mit dabei zu sein? Der Profi würde antworten: „gute Beine, eine starke Mannschaft und das Gefühl für den Moment“. Alles richtig, aber davor kommt die Physiologie, um Distanzen von knapp 300 Kilometern zu absolvieren, steile Anstiege hochzuballern, zwischendrin mehrmals zu attackieren und am Ende noch zu sprinten.

„Der Sprinter ist zu unökonomisch – er verbrennt auch schon bei submaximalen Belastungen zu viele Kohlenhydrate aufgrund seiner im Vergleich hohen Laktatbildungsrate.”


Man braucht erst einmal den berühmten großen Motor. Doch was heißt das eigentlich? HYCYS Coach Björn Geesmann hat die Antwort: „Dass man grundsätzlich über eine sehr hohe Sauerstoffaufnahme verfügt. Einerseits ist man dann in der Lage, hohe Leistungen auch über längere Zeiträume zu fahren; andererseits sich davon auch zügig zu erholen.“ Allerdings verfügen auch Top-Sprinter und Klassementfahrer über diese hohe Sauerstoffaufnahme – sind aber nicht oder nur selten in der Lage, diese Rennen zu gewinnen. „Der Sprinter ist zu unökonomisch – er verbrennt auch schon bei submaximalen Belastungen zu viele Kohlenhydrate aufgrund seiner im Vergleich hohen Laktatbildungsrate. Und die fehlen ihm dann, um ihm Finale des Rennens – also den letzten eineinhalb bis zwei Stunden – noch Akzente setze zu können“, so Geesmann. „Der Klassement- beziehungsweise Bergfahrer hat eine zu niedrige Laktatbildungsrate und ist daher gar nicht unbedingt in der Lage, die Explosivität, die für die Zwischensprints und Attacken nötigen über 1.000 Watt und mehr aufs Pedal zu bringen. Er besitzt die glykolytische Fähigkeit ganz einfach nicht, dafür fährt er energiesparender“ erklärt Björn. Bei einem Klassiker muss der Athlet aber relativ oft über kurze Zeiträume von einer halben bis zu drei, vier Minuten mit sehr hoher Intensität fahren und sich danach noch erholen können.

Das Rennjahr nimmt Fahrt auf

Bei der Flandern-Rundfahrt, die am ersten April -Wochenende stattfindet, kommt dem Gewicht eine etwas größere Rolle zu. Die Hellingen – wie die steilen Kopfsteinpflasteranstiege im Volksmund genannt werden – kosten aufgrund ihrer Steigung dann bei einem Mehrgewicht des Fahrers zusätzlich Körner. Insofern kommt eine Flandern-Rundfahrt einem explosiven Klassementfahrer wie dem zweifachen Tour-de-France-Sieger Tadej Pogačar mehr entgegen als Paris-Roubaix. „In Flandern zählt die Ausgewogenheit aus Leistungsfähigkeit und Muskelmasse beziehungsweise Gewicht“, so Björn.

Zwei Fahrer im Übrigen, die bei beiden Rennen gleichermaßen gut sein können, sind Wout van Aert und Mathieu van der Poel. Sie sind sowohl in der Lage eine relative hohe aerobe Leistung dauerhaft zu erbringen, was sich auch an ihren Zeitfahrqualitäten ablesen lässt, als auch am Ende in Sprints ganz vorne noch mitreinhalten zu können.
Ihr Erfolgsgeheimnis: hohe maximale Sauerstoffaufnahme, mittlere Laktatbildungsrate und ein unglaublicher Renninstinkt.

Wir sind gespannt, wie sich die Athleten schlagen…

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