Aus, vorbei, im Ziel! Mit der letzten von sieben Etappen plus Prolog ging am 24. März die 20. Ausgabe des legendären Cape Epic in Südafrika zu Ende. Mehr als 600 Kilometer und 16.000 Höhenmeter haben die Zweierteams auf ihren Mountainbikes bis zum Finale in Stellenbosch zurückgelegt. Unter ihnen: HYCYS-Athlet Gregor Hengst und HYCYS-Coach Markus Hertlein. Wie sie sich geschlagen haben? Das erfahrt ihr hier.
T-3, die Vorfreude steigt
Es ist früh, als Gregor und Markus am Mittwoch, vier Tage vor Rennstart, in Kapstadt aus dem Flieger steigen. Sieben Uhr. Doch statt Kaffee ist der erste Tagesordnungspunkt der beiden, ihre Mountainbikes rennfertig machen zu lassen. Das übernehmen Mechaniker, die Gregor von früheren Starts beim Cape Epic kennt. Ein Luxus – und Balsam für die Nerven, die beim Gedanken an die bevorstehende Herausforderung doch ein klein wenig flattern.
Carboloading at its best
Die Zeit ohne ihre fahrbaren Untersätze nutzen die zwei, um sich mit Kohlenhydraten satt einzudecken: Acht Kilogramm Reis wandern in den Shuttlebus, der Gregor, Markus und ihre Ausrüstung nach Stellenbosch bringt. Dort wird das Rennen am Sonntag starten. Um sich ein bisschen einzugewöhnen, wird noch eine zweistündige Runde auf Teilen der Abschlussetappe gefahren, inklusive des berühmten G-Spot-Trails oberhalb von Stellenbosch. „Ein perfekter Start ins Abenteuer Cape Epic“, sind sich die beiden einig.
Und warum aufhören, wenn es doch gerade so viel Spaß macht? So gehört auch der Donnerstag ganz dem Spaß auf den genialen Trails rund um Stellenbosch. „Wir hatten mit drei Stunden durchaus nochmal etwas Belastung, aber alles mit lockerer Intensität“, erklärt Coach und Team-Fahrer Markus. Das Ziel: möglichst viele Trails fahren, um sich an den Untergrund zu gewöhnen. Und natürlich darf auch der „Kaffee-Stopp“ samt Burger für Markus und Pasta für Gregor nicht fehlen. Carboloading, ihr wisst schon …
Prolog: Lourensford Wine Estate | 26 km/700 hm
Nach zwei Tagen mit etwas Warmrollen, ansonsten aber hauptsächlich Füße hochlegen und Reis futtern, hieß es am Sonntag, 17. März, dann: Auf in den Prolog! 26 Kilometer und rund 700 Höhenmeter im Lourensford Wine Estate wartete auf die Teilnehmer. Eine scheinbar leichte Übung für das HYCYS-Team: „Es lief perfekt, wir haben unseren Pacing-Plan super umsetzen können. Es gab keine Stürze und keine technischen Defekte“, schwärmt Markus.
Etappe 1: Saronsberg, Tulbagh | 88 km/2.450 hm
Stürze bleiben auch am Montag aus, auf der ersten regulären Etappe mit 88 Kilometern und 2.450 Höhenmetern. Ganze 16 Plätze arbeiten sich Gregor und Markus in der Kategorie „Amateur-Team Männer“ nach vorn. Bei genialem Wetter, aber „dafür staubig as f***“, berichtet Markus, bei dem auch nach 20 Minuten Ausschütteln noch Sand aus den Socken kam. Eine Sache, die sich über die Gesamte Woche nicht mehr ändern wird: Unendlich viel Sand in allen Kleidungs- und Ausrüstungsgegenständen.
Etappe 2: Saronsberg, Tulbagh | 97 km/2.200 hm
Aller guten Dinge sind drei? Im Fall des Cape Epic waren es eher zwei Dinge – und selbige auch weniger gut: heiß und hart präsentierte sich das Teilstück um Saronsberg, berichtet HYCYS-Coach Markus: „Es hatte 37 Grad, die Strecke war extrem steinig mit felsigen und ruppigen Downhills.“ Sechs Stunden hieß es: voller Fokus und immer konzentriert bleiben. Obwohl Gregor stürzte, was glimpflich mit ein paar Kratzern verlief, und mit plattem Hinterrad ins Ziel rollte, machten die beiden erneut 13 Plätze gut und beendeten das dritte Teilstück auf Rang 34.
Am dritten Tag war es dann so weit: Der Pannenteufel erwischt das HYCYS-Team. Nach zehn Kilometern schlitzt sich Markus in einem Downhill den Reifen auf. Er muss pluggen, also eine Art Gummiwurst in den Reifen stechen: „80 Kilometer mit so einer Wurst im Reifen fahren?! Dinge die sich Rennradfahrer oder Triathleten so, gar nicht vorstellen können. Aber es hat funktioniert“, freut sich Markus. Als Belohnung gibt es zum Ende der Etappe noch 15 Kilometer auf Asphalt und trotz Defekt einen Sprung um weitere vier Plätze nach vorn auf Rang 30. Halbzeit!
Etappe 4: CPUT Wellington | 73 km/2.550 hm
Der fünfte Tag ist die Queenstage des diesjährigen Cape Epic: der härteste Teilabschnitt des Rennens. Aufgrund der Hitze von über 40° wurde sie um 15 Kilometer und 800 Höhenmeter gekürzt. „Das war der genialste Tag meiner noch kurzen Mountainbike-Karriere: geniale Trails in genialer Landschaft“, jubiliert Markus im Ziel, das die beiden auf Rang 29 erreichen. Trotz Markus Sturz im 14 Kilometer langen Abschluss-Flow-Trail, in dem er vor lauter Begeisterung in der Kurve kurz das Vorderrad verliert und wegrutscht. Und auch der Reisvorrat verliert ordentlich an Volumen: Elf Kilo haben die beiden in den vergangenen sieben Tagen verputzt.
Etappe 5: CPUT Wellington | 70 km/1.750 hm
Eigentlich gilt die Sieben ja als „verflixt“. Bei Markus und Gregor traf das jedoch schon auf die sechste Etappe zu. „In den ersten eineinhalb Stunden hatten wir noch Spaß, konnten gut drücken und hatten bekannte Gesichter aus den vergangenen Tagen um uns herum. Doch auf einmal zog es Gregor den Stecker“, erinnert sich Markus.
Es heißt, anhalten und im Schatten warten, bis die Herzfrequenz sinkt und die Energie wieder zurückkommt. „Es waren nur zehn Minuten, aber die fühlen sich wie eine Ewigkeit an, wenn Team um Team an einem vorbeizieht“, erzählt Markus. Einen Platz weiter hinten als gestern, auf Rang 30, kommen die zwei ins Ziel – die Stimmung ist aber top. Schließlich sind es nur noch zwei Etappen. Also Reiskocher an, ab zur Massage und dann schlafen.
Etappe 6: Stellenbosch | 87 km/2.400 hm
Der Tag beginnt mit einem Sturz. Zum Glück ist es diesmal nur die Temperatur, die fällt: von knapp 40 auf rund 20 Grad Celsius. Nieselregen wäscht den Staub von den Trails. Perfekte Bedingungen für das vorletzte Teilstück, das Gregor und Markus „solide abspulten“, wie sie sagen und nun, weiterhin auf Rang 30, dem großen Finale mit einer Mischung aus „leider“ und „zum Glück“ entgegensehen.
Etappe 7: Stellenbosch | 67 km/2.000 hm
Während bei der Tour de France der Rennradfahrer die letzte Etappe eine Tour d’Honneur ist, eine Ehrenrunde, auf der größtenteils gemütlich gerollt wird, hat es beim Cape Epic, der Tour de France der Mountainbiker, auch die letzte Etappe in sich. „Im ersten Downhill hat Gregor einen großen Stein zu spät gesehen und schlug voll mit dem rechten Knie ein“, erzählt Markus. Trotz schmerzendem Knie kämpfen sich die beiden ins Ziel, finishen das legendäre Cape Epic auf Kategorie-Rang 31. „Wir sind echt glücklich, als Team hier durchgekommen zu sein. Das Cape Epic ist ein hartes, aber auch extrem geiles Erlebnis“, freuen sich die beiden. Ob sie nochmal zurückkommen? Wir werden sehen.
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