Bereits mit 8 Jahren schnürte HYCYS Coach Marius das erste mal die Laufschuhe und ist seitdem dem Laufsport verfallen. Wenn man seinem Strava-Profil Glauben schenkt, läuft er seit 2018 im Schnitt 3.100km pro Jahr. Als waschechter Kölner ist er in unserem Kölner Institut sowohl für Trainingsbetreuung als auch für die Durchführung der Leistungsdiagnostiken zuständig. Kurz vor seinem Saisonhighlight – dem Berlin Marathon – haben wir uns zum Interview verabredet:
Du betreust seit vier Jahren HYCYS Athleten hier am Standort in Köln: was macht für dich einen guten Coach aus?
Ein guter Coach sollte neben der Trainingsplanung und Belastungssteuerung auch gut kommunizieren können. Es ist wichtig, dass die eigenen Athletinnen und Athleten wissen, warum sie heute diese und morgen jene Trainingseinheit im Plan haben und auch hinter dem stehen, was sie da trainieren. Außerdem sollte man als guter Coach auch auf unvorhersehbare Dinge reagieren können, sowie auf jede Athletin und jeden Athleten individuell und persönlich eingehen.
Dich findet man auch oft laufend oder radelnd im Kölner Umland: hast du eine Lieblingsstrecke?
Meistens bin ich tatsächlich direkt vor der eigenen Haustüre im Äußeren Kölner Grüngürtel und rund um den Decksteiner Weiher unterwegs. Wenn es aber im Kölner Umland sein soll, dann ist die knapp 10km lange Rundstrecke um die Sengbachtalsperre im Rheinisch-Bergischen Kreis mein absoluter Favorit. Hier habe ich schon vor 20 Jahren meine ersten Runden gedreht. Landschaftlich wunderschön gelegen, läuft man dort ausschließlich durch den Wald ohne eine einzige Straßenüberquerung. Zudem sammelt man pro Runde ca. 250 Höhenmeter, was die Strecke zu einer anspruchsvollen und sehr guten Trainingsstrecke macht.
Im vergangenen Jahr hast du ganz knapp die magische Grenze von 02:30 Stunden im Marathon in Berlin verpasst. Wie sah deine Vorbereitung in diesem Jahr aus?
Meine Vorbereitung sah in der Grundstruktur ähnlich aus wie im vergangenen Jahr. Nach einem Wanderurlaub Ende Juni und 10 Tagen ohne Laufen ging es Anfang Juli in die Vorbereitung. Im Juli und August habe ich schwerpunktmäßig an meiner anaeroben Schwelle gearbeitet, während im September vermehrt das angestrebte Marathon-Renntempo trainiert wurde. Über die gesamte Vorbereitung hinweg habe ich meine langen Läufe sukzessive gesteigert und insgesamt 10 Longruns zwischen 30 und 36km absolviert. Den größten Anteil des Trainings bildeten aber die ruhigeren 1h-Dauerläufe. In den letzten 9 Wochen kam ich auf 975 Laufkilometer. Da konnte ich im Vergleich zum letzten Jahr nochmal etwas draufpacken.
Ebenso war ich zusätzlich noch jede Woche etwa 3h auf dem Rad, um zusätzliche Trainingsstunden zu sammeln ohne dabei den Bewegungsapparat weiter zu belasten. Die Vorbereitung lief wirklich super, ich fühle mich sehr gut und meine Form ist auch etwas besser als im vergangenen Jahr.
Zudem habe ich die Kohlenhydrat-Aufnahme und das Carboloading in den Tagen vor dem Marathon nochmal gezielter trainiert, da ich im vergangenen Jahr leider hintenraus energetisch komplett leer war und auf den letzten 5km noch 3 Minuten verloren habe. Das soll mir dieses Mal nicht nochmal passieren!
Wie sieht generell ein perfekter Wettkampf-Tag für dich aus? Tauschst du dich im Vorhinein mit jemandem über die Taktik aus?
An einem perfekten Wettkampftag sollte die Zeit morgens vor dem Rennen ohne Stress und Hektik ablaufen. Vier Stunden vor dem Startschuss stehe ich auf. Dann kann man noch in Ruhe frühstücken, den Körper langsam in Schwung bringen und ohne Zeitdruck zum Start fahren.
In Berlin sind, wie letztes Jahr, meine Freundin und ein sehr guter Freund mit dabei. Über die Tracking-App des Veranstalters können die beiden genau verfolgen, ob die Zwischenzeiten passen. Im Idealfall findet sich eine gut funktionierende Gruppe, in der man einfach mitrollen kann.
Wir machen vorher einige Punkte an der Strecke aus, welche die beiden dann mit Rädern anfahren. Solche „mentale Brücken“ sind extrem wichtig. Wenn es einem zwischendurch vielleicht mal nicht so gut geht, kann man sich daran motivieren und hochziehen, weil man weiß: da steht gleich wieder jemand und feuert dich an! Im besten Falle endet dann der perfekte Wettkampftag mit dem Erreichen der angestrebten Zielzeit, welche man dann am Abend auf der offiziellen After-Race-Party noch ein bisschen feiern kann.
Für viele Athleten geht es jetzt im September/Oktober in die Off-Season. Was rätst du deinen Athleten, damit sie nach einer (kurzen) Pause wieder frisch ins Training starten können?
Den Mut haben und wirklich mal zwei Wochen nichts machen! In so kurzer Zeit verliert man seine Form nicht. Körperlich und auch mental ist es aber total wichtig auch mal vom Sport abzuschalten und sich richtig zu erholen. Dann kann man auch wieder frisch und motiviert ins Wintertraining starten.